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Der Landstrich am Fluss Otava war bereits lange vor der Zeit der steinerner Burgen und Tribünenkirchen besiedelt. Die ersten Slawen kamen etwa im 8. Jahrhundert in dieses Gebiet.
Bei Anbruch der Geschichte
Wie die mittelalterliche Strakonitzer Burg aussah, können wir heute nur noch vermuten. Mit Bestimmtheit wissen wir jedoch, dass sie in einer Urkunde Wenzels I. (Václav I.) aus dem Jahr 1235 zum ersten Mal und zweifelsfrei erwähnt wird. Einer der Zeugen namens Bayer (Bavor) musste zu jener Zeit hier bereits eine befestigte Ansiedlung besitzen, da er seinen Namenszug mit dem Zusatz „von Strakonitz” versah. Die Gestalt der Burg in der Mitte des 13. Jahrhunderts bringt uns eine weitere erhaltene Urkunde aus dem Jahr 1243 näher, in der Bayer von Strakonitz (Bavor ze Strakonic) den Rittern des Ordens vom Hl. Johannes zu Jerusalem Kirche und Haus, unter Ausnahme des Fürstenhauses, schenkt. Das besagte Datum, das Jahr 1243, gilt als offizielles Ankunftsjahr des Johanniterordens auf der Burg. Von da an waren die Geschichte des Ordens und der Strakonitzer Burg jahrhundertelang miteinander verknüpft. Die Ritter des Hl. Johannes, die Johanniter, hatten die Burg nicht zufällig als ihren Sitz gewählt. Ihre Pflicht war es, außer militärischen Diensten auch Sorge für das Wohl von Wanderern zu tragen, vor allem für Pilger, die in das Heilige Land unterwegs waren. Sie gründeten am Ufer der Otava, deren Wasser sie brauchten, ein Ordensspital und sorgten unter dem Schutz der mächtigen Burg für die auf ihren Fernwanderungen vorbeikommenden Pilger. Einer der Fernwege verband Prag mit dem bayerischen Donaugebiet und der zweite Pilsen mit Böhmisch Budweis und Oberösterreich.
Das Adelsgeschlecht derer von Bavor – Burggründer
Bavor I. – königlicher Oberkämmerer
Der enorme Aufstieg der Herren von Strakonitz aus dem Geschlecht der Bayern (Bavoøi), mit einem Pfeil im Wappen, beginnt bereits im 12. und 13. Jahrhundert und dauert mehr als einhundert Jahre an. Zu Beginn ist ein Olmützer Bischof namens Bayer (Bavor) zu finden sowie ein gleichnamiger Kämmerer, der dieses Amt nachweislich von 1208 – 1224 bekleidete. Der erste nachweisbar in Strakonitz siedelnde Bayer war Bayer I. (Bavor I.), mit hoher Wahrscheinlichkeit Sohn des Olmützer Kämmerers und dessen Gattin Bolemila.
In die Memoiren von Strakonitz ging Bayer I. als Magnat ein, der im besagten Jahr 1243 die Hälfte seiner Burg und einen Großteil der umliegenden Grundstücke dem Johanniterorden schenkte. Einer Legende nach gab Bavor I. im Jahre 1190 im Heiligen Land das Versprechen ab, nach seiner Heimkehr einen neuen Kreuzherrenkonvent erbauen zu lassen. Ein historisches Dokument gibt es erst aus dem Jahre 1225 – eine urkundliche Nachricht (Konfirmation), in der der böhmische König Pøemysl Otakar I. (1192–93, 1197–1230) die Schenkung eines Dorfes durch Bolemila, der Gemahlin Bavors, an den Johanniterorden bestätigt. Eine andere wichtige Jahreszahl ist das bereits erwähnte Jahr 1243, als Bavor I. dem Johanniterkonvent eine Kirche und ein Haus in Strakonitz sowie die Dörfer Lom, Ptákovice, Miloòovice, Radošovice, Sousedovice und Krty zum Geschenk machte. In den darauffolgenden Jahren begann der Orden, seinen Besitz durch Zukauf weiterer umliegender Dörfer zu vermehren.
Dem Orden ist es zu verdanken, dass es in Strakonitz zu Beginn des 14. Jahrhunderts ein Spital und sogar eine Schule gab.
Bavor I. war ein sehr mächtiger Adliger, der dem Herrschergeschlecht der Premysliden sehr nahestand. Noch zu Zeiten von König Wenzel I. (Václav I.) versah er bis 1251das Amt des königlichen Mundschenks. Besondere Gunst erwies ihm Pøemysl Otakar II., in dessen Nähe sich Bayer I. ab der Mitte des 13. Jahrhunderts bewegte, also zu einer Zeit, als der junge und ambitionierte Pøemysl sein königliches Amt noch vor sich hatte.
Die Bedeutung Bayers wird auch von der Tatsache unterstrichen, dass er im November 1253 in den ersten drei Urkunden des frischgebackenen Königs Pøemysl Otakar II. als Zeuge angeführt wird. Auf allen Urkunden wird er neben Witiko von Neuhaus (Vítek z Hradce) und dem Zvíkover (Klingenberger) Burgvogt Konrad unter den ersten erwähnt.
Eine außerordentliche Belohnung für treue Dienste stellte am 09. Juli 1254 die Verleihung des Titels „summus camerarius” (Oberkämmerer) dar, was Bayer I. auf der gesellschaftlichen Leiter einen vorderen Platz verschaffte. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode im Jahr 1260 inne. Der Oberkämmerer war einer der höchsten Beamten am Königshof mit Gerichtsbarkeit im Rahmen des Landesgerichts.
Während der gesamten Regierungszeit Pøemysl Otakar II. stand Bayer I., und später auch dessen Sohn, treu an der Seite seines Königs, und dies auch in den kritischen Jahren 1265 und 1276 –1278. Bayer I. nahm auch 1265 an der Schlacht gegen Ungarn bei Kressenbrunn teil, wo Pøemysl seinen größten militärischen Erfolg verzeichnete. Kurz darauf, im Herbst desselben Jahres, starb Bayer I.
Bavor II. – genannt der Große, der Machtanstieg des Geschlechts
Sein Sohn Bayer II., zuweilen auch mit dem Zusatz „der Große” bedacht, wurde zu seinem Nachfolger und Erben. Während seines relativ kurzen Lebens kam es auch tatsächlich zu einem bedeutenden Machtaufschwung des Strakonitzer Bayern-Geschlechts, der in der Gestalt Bayer III. gipfelte. Bayer II. nahm die illegitime Tochter des Königs Pøemysl Otakar II., Anežka, zur Frau. In den Adern ihrer Kinder, den Schwägern von König Wenzel II. (Václava II.) floss also zum Teil Pøemysliden-Blut.
Über die illegitimen Nachkommen gibt es eine interessante historische Tatsache zu berichten. 1252 heiratete der junge König die um viele Jahre ältere Erbin österreichischer Ländereien Margarete von Babenberg (Markéta z Babenberkù). Es handelte sich dabei um eine Zweckheirat. Die alternde Margarete war jedoch auch nach Jahren nicht in der Lage, Pøemysl einen Nachkommen zu gebären. Laut eines Chronisten bezichtigte sie jedoch ihren Ehemann der Unfruchtbarkeit, woraufhin sie Pøemysl aufforderte, aus ihrem Frauenzimmer für ihn eine Dame zu erwählen und er würde ihr dann binnen eines Jahres beweisen, wer denn da unfruchtbar sei. Margarete erwählte Agnes von Kuenring (Anežka z Kuenringu). Aus dieser Beziehung wurde ein Sohn namens Nikolaus (Mikuláš) und die Töchter Agnes (Anežka) (die zukünftige Ehefrau Bayer II.) und Elisabeth (Eliška) geboren, die vom König allesamt legitimiert wurden.
Den Königshof lernte der junge Bayer II. vermutlich bereits in seiner Jugend kennen. Man nimmt an, dass er hier erzogen wurde und ihm der König selbst besondere Fürsorge angedeihen ließ. In der Öffentlichkeit ist der junge Bayer zum ersten Mal 1263 bei der feierlichen Gründung der neuen Zisterzienserabtei Goldene Krone (Zlatá Koruna) anzutreffen.
Ab 1267 wird Bayer II. von Strakonitz mehrmals im Jahr auf königlichen Urkunden angeführt. Historisch ist auch nicht auszuschließen, dass er 1267 – 1268 an Pøemysls Kreuzzug nach Litauen teilnahm.
Nach 1270 begann Bayer seine Strakonitzer Residenz auszubauen. Er ließ den alten Burgpalast auf der Südseite des Areals erhöhen und verlängern, wodurch es zu einer Verbindung mit dem johannitischen Teil der Burg kam. Die Südwestecke wurde mit einem viereckigen, bewohnbaren Turm geschmückt und es entstand eine neue Burgbefestigung mit einem Turm, der Rumpál genannt wurde.
Während der gesamten Existenz der Bayern von Strakonitz wurden der weltliche Teil der Strakonitzer Burg und der Teil der Johanniter strikt voneinander getrennt.
Unter der Herrschaft von Bayer II. wurde auch die Entwicklung von Horažïovice fortgeführt.
1277 folgte eine weitere Belohnung für treue Dienste. Bayer II. wurde zum königlichen Marschall ernannt, dessen Pflichten in der materiellen Versorgung des Herrscherhofes bestanden. Dank des Ranges eines Marschalls kämpfte Bayer II. auch 1278 in Pøemysls letzter Schlacht auf dem Marchfeld.
Das auf den Tod von Pøemysl Otakar II. folgende Jahrzehnt gehörte zu den schlimmsten im Land. Der Pøemysl feindlich gesinnte Adel begann, den landesherrschaftlichen Besitz zu plündern, in das Land drangen Truppen der Nachbarländer ein – der Brandenburger Markgrafen Otto IV. und Otto V., die Piastover Heinrichs IV. und von Mähren aus Rudolfs I. Zu jener Zeit betrat Bayer III. die Szene, der Sohn Bayers II. Die Bayern hatten offenbar ohne größere Schwierigkeiten Ottos Verwaltungszeit in Böhmen überstanden und sich auch in keiner Weise in die Scharmützel der adligen Interessengruppen, die bis 1284 andauerten, eingemischt.
Bavor III. und seine Kapitulation vor dem toten König
Der Beginn des Einstiegs Bayers III. in die politische Szene wird von einer umfangreichen Bautätigkeit auf der Strakonitzer Burg begleitet, insbesondere im johannitischen Teil. Bayer III. ließ zum Beispiel die Kreuzgänge einwölben und brachte den Kirchenbau zum Abschluss. Ein viel regeres bauliches Treiben herrschte jedoch in Horažïovice, wohin nach der Mitte des 13. Jahrhunderts die Verwaltungsfunktion aus dem unweit gelegenen Prácheò übertragen wurde. Zu Beginn des Jahres 1289 wurde Bayer III. Burggraf auf der wichtigen königlichen Burg Zvíkov (Klingenberg). Als bedeutsamer Magnat fuhr er regelmäßig nach Prag zu Sitzungen des Landesgerichts, wo Eigentums- und strafrechtliche Angelegenheiten des Adels verhandelt und gerichtet und in die Landestafeln eingetragen wurden.
Eine Wende erfuhr das Leben Bayers III. mit der Wahl Rudolfs von Habsburg zum böhmischen König. Bayer III. ging gemeinsam mit einigen anderen Adligen in die Opposition und nahm nicht an der Wahl des neuen böhmischen Königs teil. Rudolfs Vergeltung ließ nicht lange auf sich warten. Im Sommer 1307 zog er mit seinen Truppen gegen den westböhmischen Adel. Bayer III. war jedoch entschlossen, sich nicht demütigen zu lassen und verschanzte sich mit seiner Gefolgschaft im unweit gelegenen Horažïovice. Die Belagerung dauerte jedoch nicht lange. Anfang Juli war Bayers Situation bereits unhaltbar, weshalb er sich zur Kapitulation vor dem König entschloss. In diesem Augenblick kam jedoch ein anderer Faktor ins Spiel, nämlich der schlechte Gesundheitszustand des Königs. Am 03. Juli 1307 verstarb dieser im Feldlager. Das, was danach geschah, stellt in unserer Geschichte eine List ohnegleichen dar. Der Tod des Königs setzte de facto dem Widerstand Bayers ein Ende, die Truppen hätten in Ruhe nach Hause abziehen können, wenn da allerdings nicht ein Parteigänger des verstorbenen Königs, Heinrich I. von Rosenberg (Jindøich I. z Rožmberka), gewesen wäre, dem der König Zvíkov (Klingenberg) versprochen hatte. Offensichtlich war er der Initiator dessen, was nachfolgend geschah. Bayer III., den Tod des Königs nicht ahnend, war bereit, sich zu ergeben und die Zvíkover (Klingenberger) Burggrafschaft zurückzugeben. Und so wurden noch am besagten 03. Juli die sterblichen Überreste des Königs zur Audienz vorbereitet und derart hergerichtet, als ob nichts geschehen wäre. Bayer III., noch immer ahnungslos, beugte sich im dunklen Zelt vor dem König nieder und verzichtete auf Zvíkov (Klingenberg). Dessen nahm sich umgehend Heinrich von Rosenberg (Jindøich z Rožmberka) an. Die List des Rosenbergers wurde nicht nur von Chronisten aufgezeichnet, sondern auch mehrfach auf Leinwand festgehalten.
Diese Tat fror für viele Jahre die bis dahin stabilen Beziehungen zwischen den beiden Geschlechtern ein, und dies obwohl Bayers Frau die Tochter von Heinrich war.
Nach den Horažïovicer Ereignissen zog sich Bayer III. zurück. Erst mit dem Amtsantritt des neuen Königs, Johann von Luxemburg (Jan Lucemburský), betritt er erneut den Schauplatz. Am 25. November 1315 erhält er den Berg Prácheò mit der Genehmigung zur Errichtung einer neuen Burg als Geschenk. Er leitete den großzügig gehaltenen Bau sofort ein.
Bayer III. war der letzte Angehörige des Geschlechts, der sich sehr aktiv im öffentlichen Leben engagierte. Dank seiner Aktivitäten gegen Rudolf von Habsburg gelang er auch in das Bewusstsein der historischen Öffentlichkeit, der bis dahin dank einer Heirat nur sein Vater bekannt war. Für die übrigen Angehörigen des Geschlechts gilt dies nicht mehr.
1315 wird Bayer III. zum ersten Mal mit dem Prädikat von Barau (z Bavorova) angeführt. In diesem kleinen Städtchen errichtete er für sich eine bescheidene Residenz, auf der er bis zu seinem Tode lebte.
Die Teilung des Bavorer Besitzes, Strakonitz in den Händen von Bruder Vilém
In den Jahren 1312 – 1315 kam es zur Aufteilung des Besitzes unter die drei Kinder Bayers II. Der älteste, Bayer III., behielt Barau (Bavorov), Horažïovice und Prácheò. Der mittlere Bruder, Wilhelm (Vilém), erhielt Strakonitz samt Umgebung und der jüngste, Nikolaus (Mikuláš) (der Vater des späteren Bayer IV.), erhielt Blatna (Blatná).
Nachdem Bayer III. Strakonitz verlassen hatte, brach seine Beziehung zu den Johannitern ab. Stattdessen begann er, seine Sympathien einem anderen Orden entgegenzubringen – den Zisterziensern in der Goldenen Krone (Zlatá Koruna). Sein Wohlwollen bekundete er auch durch reiche materielle Gaben. Sicher hatte er dabei nicht nur die Rettung seiner Seele oder die Festigung guter nachbarschaftlicher Beziehungen im Auge, sondern auch etwas Tücke. Denn er unterstützte vor den Augen derer von Rosenberg ein Kloster, das diesen ein Dorn im Auge war. Dafür bedingte sich Bayer III. ein Begräbnis im Kloster aus, jeden Tag eine Seelenmesse, eine weitere Messe an jedem Todestag und die Erhaltung des ewigen Lichts. Das ursprüngliche gotische Grabmal ist leider nicht erhalten geblieben. Heute befindet sich über Bayers Grab eine barocke Inschrift.
Seine Frau Margarete (Markéta), die ihn um 40 Jahre überlebte, wurde in der Familiengruft derer von Rosenberg in Hohenfurth (Vyšší Brod) beigesetzt. Die Ehe war kinderlos geblieben. Barau (Bavorov) und alles, was dazugehörte, kam letztendlich in den Besitz derer von Rosenberg.
Bayer III. starb Anfang 1318 kurz nach seiner Rückkehr aus Wien, wo er an der Seite des unzufriedenen böhmischen Adels an einem gegen das Herrscherpaar Johann von Luxemburg (Jan Lucemburský) und Elisabeth von Böhmen (Eliška Pøemyslovna) gerichteten Vertragsabschluss teilgenommen hatte. Dieser öffentliche Auftritt Bayers war der letzte in der Geschichte des Geschlechts, denn von den Nachkommen zeigte keiner politische Ambitionen.
Auch zuzeiten der Herrschaft von Wilhelm von Strakonitz (Vilém ze Strakonic), dem Nachfolger Bayer III., bestand die Burg deutlich aus zwei Teilen – dem weltlichen und dem des Ordens. Wilhelm bewohnte den südwestlichen Teil mit einem weitläufigen Palast mit eigener Kapelle und einem Eckturm. Ein zweiter, Rumpál genannter, Turm bewachte den Burgeingang von Westen her. Im östlichsten Teil befand sich eine Küche, die an die Ordenskommende anschloss.
Bavor IV. – genannt Bašek und das Burgrecht für Strakonitz
Nach Wilhelm herrschte Bayer IV. von Blatná, genannt Bašek. Am 08. Dezember 1367 ließ er mittels einer Urkunde von sich hören, die zuweilen irrtümlich für den Ursprung der Stadtgründung gehalten wird, denn Anzeichen für einen sich entwickelnden städtischen Organismus sind bereits Anfang des 14. Jahrhunderts anzutreffen. Aus dem Jahr 1352 ist zum Beispiel der Abdruck eines Stadtsiegels erhalten geblieben.
Mit der Urkunde aus dem Jahr 1367 erteilt Bayer IV. den Strakonitzern das Burgrecht. Dies bedeutete, dass der Herr der Stadt zu genau festgelegten Bedingungen an seine Untertanen ganze 23 Lahn Land verkaufte oder verpachtete (die gesamte Fläche der Stadt mit Zubehör). Das Burgrecht garantierte den Untertanen einen qualitativ hochwertigeren Grundbesitz. Sie konnten nun ihr Eigentum vererben und überhaupt frei darüber verfügen, selbstverständlich unter Erfüllung der festgesetzten Abgaben. Bayer IV. starb irgendwann zwischen 1380 – 1382.
Das unrühmliche Ende eines ruhmreichen Geschlechts
Anfang der 80-er Jahre des 14. Jahrhundert beschränkte sich die Anzahl der Mitglieder des Adelsgeschlechts der Bayern von Strakonitz auf zwei minderjährige Knaben namens Bøenìk und Jan. Zu ihrem Vormund und einstweiligem Vermögensverwalter wurde Zdenìk z Rožmitálu (von Rosenthal) bestimmt. 1394 übernahm Bøenìk ze Strakonic (von Strakonitz) den Familienbesitz. Die darauf folgenden Jahre standen im Zeichen des allmählichen Ausverkaufs des Barauer (Bavorover) Besitzes.
Das Ende des 14. Jahrhunderts war vom Widerstand des böhmischen Adels gegen König Wenzel IV. (Václav IV.) gezeichnet. An der Seite der aufständischen Herren standen auch der Strakonitzer Herr Bøenìk und sein Onkel Zdenìk z Rožmitálu (von Rosenthal). In der ersten Phase des Widerstandes hatten sie sich jedoch nicht besonders engagiert. Auf ihre Namen stößt man erst im Jahre 1396. Erst 1399, als die königlichen Truppen auszogen, um das von Bøenìk ze Strakonic (von Strakonitz) gehaltene Horažïovice zu belagern, begann die Situation ernst zu werden. Der Krieg war nur von kurzer Dauer und endete nach einigen Wochen mit einer Versöhnung. Materielle Sorgen veranlassten den Herrn von Strakonitz 1402 letztendlich zum Verkauf der gesamten Herrschaft an den Kleinadligen Vykéø z Jenišovic (von Jenschowitz), der diesen umgehend an den Johanniterorden weiterverkaufte.
Über Jan, der auch das Prädikat von Strakonitz trug, gibt es nur sporadische Informationen. Er verließ Strakonitz und lebte überwiegend in Mähren. Seine Spuren verlieren sich im Jahr 1400.
Im Zeichen des achtspitzigen Kreuzes
1402 ging die gesamte Strakonitzer Herrschaft einschließlich der Stadt in den Besitz der Johanniter über. Diese waren sich sehr wohl dessen bewusst, dass nur eine blühende Stadt als ökonomische Grundlage ihrer Herrschaft Wohlstand und Entwicklung bescheren kann. Deshalb begannen Sie, die Stadtbevölkerung durch den Erlass verschiedenster Privilegien zu unterstützen.
Erster Kirchenherr auf der Strakonitzer Burg wurde Großprior Jindøich z Hradce (Heinrich von Neuhaus), als er 1402 von den Bayern die zweite Hälfte des Burgareals kaufte. Bald darauf gewann die Burg für die Johanniter für viele Jahrzehnte an großer Bedeutung.
Der Orden vom Hl. Johannes zu Jerusalem oder auch die Johanniter – die bedeutendsten Vertreter des Ordens, die auf das Geschehen auf der Burg und in der Stadt Einfluss nahmen
Heinrich von Neuhaus (Jindøich z Hradce) (1401–1420)
Nachdem der Hauptsitz der Johanniter in Prag von den Hussiten während der Hussitenkriege geplündert worden war, wurde Strakonitz zur Residenz des Großpriorats für die Länder der Böhmischen Krone. 1420 übersiedelten die Johanniter mitsamt Ordensarchiv und Insignien nach Strakonitz. Heinrich hatte zu Strakonitz eine sehr enge Beziehung. 1404 bestätigte er die Privilegien der Stadt, die dieser bereits von den Vorbesitzern gewährt worden waren.
Im Archiv des Papstes kann über Heinrich in einer Urkunde aus dem Jahre 1412 nachgelesen werden, dass dieser am 25.03.1420 als Befehlshaber an der ersten siegreichen Schlacht der Hussiten in der Nähe von Strakonitz unweit des Dorfes Sudomìø teilgenommen hatte. Allerdings hatte er nicht auf der Seite der Hussiten gestanden. Es wird erzählt, er habe die Schlacht, unter einer vertrockneten Eiche stehend, vom Damm des Teiches Markovec aus beobachtet. In der Schlacht sei er, wohl von einem Pfeil oder einem Stein getroffen, an einem Zeh verletzt worden. Die Verletzung sei derart schwer gewesen, dass er dieser noch im gleichen Jahr erlegen war.
Wenzel von Michalowitz (Václav z Michalovic) (1434–1451)
Der böhmische Adlige Wenzel von Michalowitz, aus dem Geschlecht derer von Markwartitz, war guten Speisen und Getränken sehr zugetan. Er litt an Gicht, worüber er sich oft in der Korrespondenz mit seinen Freunden aus dem Geschlecht derer von Rosenberg (Rožmberk) beklagte. Er mochte auch Hahnenkämpfe. 1435 bestätigte er der Stadt deren Rechte und wurde für die Teilnahme an Schlachten auf katholischer Seite zum Landeshauptmann des Parchener (Prácheòer) Gebietes ernannt. Fast während seiner gesamten Amtszeit als Großprior lieferte er sich kleinere Scharmützel mit Anhängern der Hussiten.
Ähnlich wie sein Vorgänger nahm auch er an einer bedeutenden Schlacht gegen die Hussiten teil – an der Schlacht bei Lipan (Lipany) im Jahre 1434.
Er war ein bedeutender und ergebener Anhänger von König Albrecht. Deshalb wurde er auch zum Anführer einer Abordnung auserkoren, die über die Bedingungen der Freilassung des Sohnes des verstorbenen Königs Albrecht, des noch unmündigen Ladislaus Postumus (Ladislav Pohrobek), verhandelte. Am 8. Februar 1449 trafen auf der Strakonitzer Burg bedeutende Vertreter des katholischen Adels Süd- und Westböhmens zusammen, um die sog. Strakonitzer Einheit zu gründen, eine gegen Georg von Podiebrad (Jiøí z Podìbrad) (1458–1471) gerichtete kämpferische Gruppierung. Der Hauptinitiator war neben Ulrich von Rosenberg (Oldøich z Rožmberka) gerade eben Wenzel von Michalowitz. Der eigentlichen Konstituierung waren mehrere Jahre andauernde Verhandlungen mit eventuellen Verbündeten vorausgegangen.
Die Söldner der Strakonitzer Einheit erlitten jedoch im Jahre 1450 bei Rokitzan (Rokycany) eine Niederlage. Die zwistigen Parteien kamen daraufhin in Pilgrams (Pelhøimov) zusammen, wo sich Wenzel von Michalowitz bemühte, eine Versöhnung auszuhandeln. Zu jener Zeit war er jedoch bereits schwer krank und starb am 25. August 1451 auf der Strakonitzer Burg, ohne an den Endverhandlungen teilnehmen zu können.
Es wird erzählt, er sei im kleinen Rittersaal am warmen Kachelofen verstorben, der sich dort auch heute noch befindet.
Jost von Rosenberg (Jošt z Rožmberka) (1451–1467)
Domprobst des Prager Veitsdoms und Bischof von Breslau.
Überlieferungen beschreiben ihn als einen harten und zielstrebigen Menschen, der kein Deutsch, sondern nur Tschechisch oder Latein sprach. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er außerhalb seiner Residenzstadt Strakonitz. Während seiner Amtszeit entstand in der Stadt hinter der Kirche der Hl. Margarete ein neues Spital. Das Haus, in dem es sich befunden hatte, wurde im Jahre 1970 im Zuge der Sanierung des historischen Stadtkerns abgerissen. Im Juni 1452 wurde die Stadt von einem vernichtenden Feuer heimgesucht, dem ein Großteil derselben anheimfiel.
Bei Vereinbarungen gegen Georg von Podiebrad (Jiøí z Podìbrad) zeigte sich Jost von Rosenberg versöhnlich. Dessen ungeachtet versammelte sich bei ihm der katholische Adel, um sich zum Widerstand gegen Georg zu verbünden. Diese Vereinigung wird in der Geschichte als Grüneberger Einheit (Zelenohorská jednota) bezeichnet und gilt als Fortsetzung der unrühmlich zu Ende gegangenen Strakonitzer Einheit (Strakonická jednota) Wenzels von Michalowitz (Václav z Michalovic). Der Vertrag über die Entstehung des neuen Zusammenschlusses wurde am 28.11.1465 bestätigt. Jost von Rosenberg starb im Jahre 1467 in Neisse und wurde in Breslau bestattet.
Johann von Schwanberg (Jan ze Švamberka) (1457–1460, 1472–1498)
Nach dem Tod von Jost von Rosenberg (Jošt z Rožmberka) werden Zdenek von Wallenstein (Zdenìk z Valdštejna) und Johann von Schwanberg gemeinsam zum Großprior des Ordens ernannt. Die Ursache dafür ist wahrscheinlich im Kirchenbann zu suchen, der dem Schwanberger 1470 aufgrund seiner Versöhnlichkeit gegenüber dem ketzerischen König Georg von Podiebrad auferlegt worden war (gemeinsam mit seinem Onkel hatte er an der Wahl Georgs von Podiebrad zum böhmischen König teilgenommen). Trotz seiner Bemühungen um eine Verbesserung der Beziehungen zwischen dem katholischen Zusammenschluss des Adels und dem König kam es auf dem Herrschaftsgebiet zu ständigen kleineren Scharmützeln und Kriegen. 1472 fand die Doppelherrschaft auf dem Strakonitzer Großpriorenstuhl ein Ende. Johann von Schwanberg wurde zum einzigen Großprior.
Er setzte sich insbesondere für die wirtschaftliche Entwicklung der Strakonitzer Herrschaft ein. 1482 veranlasste er die Gründung der ersten Handwerkszunft der Stadt, der Zunft der Schneider. Im selben Jahr wurde auch die Zunft der Tuchmacher, Zuschneider und Tuchscherer ins Leben gerufen, mit der der Grundstein für die spätere langjährige Tradition der Strakonitzer Textilproduktion gelegt wurde.
Während seiner Amtszeit erhielt Strakonitz auch das recht einträgliche Salzrecht und seinen Bürgern wurde erlaubt, neue Teiche anzulegen.
Auch die Ordenskirche des Hl. Prokop wurde bedacht. 1496 ertönte über der Stadt eine neue große Glocke, die nach Schwanberg Johann benannt wurde. Sie war das Werk des Glockengießermeisters Jakub Strakonický und wog 180 Doppelzentner.
Noch zu Schwanbergs Lebzeiten brach im Jahre 1508 erneut ein großes Feuer aus, das eine Reihe von Häusern in der Großen und Kleinen Stadt zerstörte.
Johann von Schwanberg starb im Jahre 1510 auf der Strakonitzer Burg und wurde unter dem Fußboden der Ordenskirche des Hl. Prokop auf der Burg beigesetzt.
Johann von Rosenberg (Jan z Rožmberka) (1511–1532)
Ebenso wie sein Vorgänger unterstützte auch Johann von Rosenberg den Aufschwung der Stadt. Er gab sowohl der Burg als auch der Stadt eine neue Gestalt. Spuren der Umgestaltung jener Zeit sind noch heute gut erkennbar. Er nahm einen umfangreichen Burgumbau im Stile der Renaissance in Angriff, ließ den Jelenka genannten Erkerturm errichten, in dem seinerzeit nach einer Hirschjagd Gelage abgehalten wurden. Ein Wandbild-Fragment der fünfblättrigen Rosenberger Rose erinnert auch heute noch an den Eigentümer. Außer dem Jelenka-Turm gehörten zur Burg noch zwei weitere Türme, der heute Rumpál genannte und ein viereckiger Turm im südwestlichen Teil. Auch das heutige Stadtwappen stammt aus der Zeit der Regentschaft Johanns von Rosenberg.
Johann von Rosenberg war der erste Stadtherr, dem das äußere Erscheinungsbild von Strakonitz, das aus vier Ansiedlungen mehr schlecht als recht zusammengewachsen war, am Herzen lag. Er ließ deshalb im Norden eine Stadtmauer mit Wassergraben errichten. Von Osten her betrat man die Stadt durch das Horažïovicer Tor, von Westen her durch das Prager Tor (dessen Grundmauern bei der Rekonstruktion des großen Marktplatzes im Jahre 2010 freigelegt wurden).
In der Mitte der nördlichen Stadtmauer war eine kleine Tür – eine Pforte, von der aus eine lange, Na Stráži (Auf der Wacht) genannte Straße in die Stadtmitte führte. Dieser Name blieb der Straße bis heute erhalten. Die Stadtmauer wurde mit mehreren Bastionen befestigt.
1512 bestätigte Rosenberger den Strakonitzer Bürgern die bisher erteilten Privilegien und stattete sie mit weiteren aus. Es musste keine Henkergebühr mehr entrichtet werden, diese Pflicht übernahm der Generalprior. Außerdem erhielten sie das Recht zur alljährlichen Wahl des Vogts, der jedoch durch den Prior in seinem Amt bestätigt werden musste. Johann von Rosenberg erhörte auch die Bitten der Strakonitzer hinsichtlich gerichtlicher Berufungsprozeduren. Bisher wanderte eine Berufung nach Horažïovice und von dort erst in die Prager Altstadt. Nunmehr konnten Berufungen direkt in Prag eingelegt werden.
Johann von Rosenberg starb im Jahre 1532 und wurde in der Rosenberger Familiengruft in Vyšší Brod beigesetzt.
Johann von Wartenberg (Jan z Vartenberka) (1534–1542)
Zu Beginn des Amtsantritts von Johann von Wartenberg erhielt der Orden einen weiteren Namen, denn Kaiser Karl V. verlieh 1534 den Johannitern die Inselgruppe Malta als Lehen. Der Orden nannte sich fortan Malteserorden. Der wichtigste Vertreter des Ordens, der Großprior, residierte in Prag auf der Kleinseite, die Strakonitzer Angelegenheiten wurden vom Prior verwaltet.
Wenzel Zajíc von Hasenburg (Václav Zajíc z Házmburka) (1555–1578)
Die neue innenpolitische und wirtschaftliche Situation des 16. Jahrhunderts brachte einen sich stetig weiterentwickelnden Brauereibetrieb auf die Burg, der nach und nach den gesamten Nordflügel einnahm. Erstmals wird die Strakonitzer Brauerei gerade eben im 1578 niedergeschriebenen Testament des Großpriors des Malteserordens Wenzel Zajíc von Hasenburg erwähnt. Noch im gleichen Jahr verstarb der Großprior. Das Inventar der Strakonitzer Burg sowie die dazugehörigen Besitztümer wurden von einer Kommission des Kammergerichts aufgenommen. Wenzel Zajíc hatte den Bürgern noch ein weiteres Recht erteilt, das Recht auf freie Jagd in den umliegenden Wäldern.
Wenzel Zajíc übte religiöse Toleranz aus. Sein Vertreter auf der Strakonitzer Burg, Prior Jakub Berounský, gestattete es sogar, in der Burgkirche, die utraquistische Messe zu zelebrieren und das Abendmahl unter beiderlei Gestalt darzureichen.
Christoph der Ältere von Wartenberg (Kryštof starší z Vartenberka) (1578–1590)
Zeitgenössische Schriften sprechen von einem seinen Bediensteten gegenüber mildtätig und den Strakonitzer Bürgern gegenüber gütig auftretenden Menschen, der sich sehr oft und sehr gern für längere Zeit auf der Strakonitzer Burg aufhielt. Er bewilligte in Strakonitz eine weitere Zunft, die der Gerber.
Während seiner Amtszeit wurde die Strakonitzer Bürgerschaft von zwei Pestepidemien heimgesucht. Zum Schutz vor der Pest errichteten die Strakonitzer eine Pestsäule, die zum Grundpfeiler der späteren Mariensäule wurde. Ursprünglich stand sie auf dem Großen Marktplatz und war mit der Jahreszahl 1586 versehen. Die religiöse Toleranz auf der Malteser Herrschaft ermöglichte es den Bürgern unter beiderlei Gestalt, ihre eigene Kirche zu errichten. Diese entstand anstelle einer kleinen Kirche, die einst zusammen mit einem Friedhof zum Spital der Hl. Margarete gehört hatte und in einer Urkunde aus dem Jahre 1318 erwähnt wird. Die Renaissancekirche, gebaut unter der Leitung des Budweiser Baumeisters welscher Herkunft Vinzenz Vogarelli, wurde 1583 fertiggestellt. Auch die Kirche des Hl. Wenzel in Lom wurde vergrößert und erwarb das Recht auf sämtliche Begräbnisse (bis dahin wurden Beerdigungen auch von anderen Strakonitzer Kirchen aus vorgenommen, zu welchen ein Friedhof gehörte).
Der Dreißigjährige Krieg und Strakonitz
Heinrich von Logau (Jindøich z Logau) (1621–1626)
Rudolf von Paar (Rudolf z Paaru) (1626)
Wilhelm Zdenek Wratislaw vom Mitrowitz (Vilém Zdenìk Vratislav z Mitrowicz) (1626–1637)
Rudolf Collorado von Wallsee (Rudolf Colloredo z Wallsee) (1637–1657)
Der Beginn des 17. Jahrhunderts zeigte sich weder den Johannitern noch den Strakonitzern gewogen. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ auch hier seine Spuren. 1619 verwüsteten schwedische Truppen unter Ernst von Mansfeld (Arnošta z Mansfeldu) sowohl die Burg als auch die Stadt, 1641 kam es erneut zu einer Plünderung. Wohl damit im Zusammenhang stehend erzählte man sich, dass ein Müllerbursche die Schweden in die Burg eingelassen habe, indem er ihnen die kleine Pforte gegenüber der Pìtikolský-Mühle zeigte. Diese sich auf dem dritten Burghof befindende und zum Fluss Otava führende Pforte wird auch heute noch als schwedische Pforte bezeichnet.
1626 brach in der Stadt eine Feuersbrunst aus, die einen Großteil der Stadt in Richtung Horažïovice ergriff. Auch das Rathaus samt Stadtarchiv und mehr als einhundert Häuser und Scheunen verbrannten. Krieg und Feuer hatten das ihre vollbracht. Auch wenn Strakonitz und seine unmittelbare Umgebung etwas weniger litten als andere Teile des Königreichs, so hatte der Krieg die Landschaft, die Städte und die Gemeinden doch stark gezeichnet.
Die Schäden auf dem Strakonitzer Gebiet werden in der Steuerrolle von 1654 detailliert aufgezeigt. Die Strakonitzer Burg war verwüstet, ebenso die Burgkirche. Der Parchener Landstrich war zu weiten Teilen menschenleer. Städte und Gemeinde hatten eine Vielzahl ihrer Einwohner verloren.
Der Großprior Rudolf Colloredo von Wallsee gab aufgrund des Niedergangs nach dem Dreißigjährigen Krieg am 5.12.1645 eine Urkunde heraus, in der er die Stadt von Kriegssteuern befreite und den Bürgern den Ausstoß von Bier für die umliegenden Dörfer genehmigte.
Gerade eben zu jener Zeit, im Jahre 1649, wurde die bürgerliche braurechtliche Brauerei gegründet.
1650 erlebten die Stadt und die Burg eine große Festlichkeit. Das Bild der Madonna mit den ausgestochenen Augen, das der Mönch Dominik á Jezu Maria am 8. November 1620 in der Schlacht am Weißen Berg an der Spitze der angreifenden kaiserliche Truppen getragen hatte, wurde nach Rom gebracht, wo ihm eine eigene Kirche errichtet wurde. So entstand der Kult der Jungfrau Maria vom Siege (detaillierter unter dem Link zur Kirche des Hl. Prokop). Eine Kopie des Bildes (die angeblich gelungenste) erhielt in jenem Jahr ihren Platz in der Burgkirche, wo sie sich auch heute noch befindet.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam es zu Spannungen in den Beziehungen zwischen den Eigentümern der Burg und den Vertretern der Stadt. Darüber legen eine Vielzahl im Archiv ruhender Urkunden Zeugnis ab. Die Burg wurde dem Verfall preisgegeben, die Großpriore verloren ihr Interesse an Strakonitz und verlegten 1694 ihren Hauptsitz wieder nach Prag. Seither residierte kein Prior mehr in Strakonitz.
Ferdinand Leopold Dubský von Støebomislitz (Ferdinand Leopold Dubský z Tøebomyslic) (1714–1721)
Während seiner Amtszeit als Großprior wurden auf der Strakonitzer Burg die letzten großen Umbauten vorgenommen. Da die Räume der Burg nicht mehr bewohnbar waren, ließ er am Zusammenfluss von Otava und Volyòka einen neuen Palast errichten. An den Großprior erinnern das Wappen am Schloss und das Baujahr 1715. Jedoch auch dieses Gebäude diente den Johannitern nicht zu einem dauerhaften Aufenthalt. Auch an der Burgkirche wurden, im Stile des Barock, Umbauten vorgenommen. Außerdem bestätigte der Großprior nach seinem Amtsantritt die Privilegien der Strakonitzer. Im Jahre 1716 genehmigte er auf Gesuch der Meister Ondøej Tockstein und Jan Pamprle die Gründung der Strumpfmacherzunft. Aus dem Jahre 1718 ist auch eine Beschreibung des zu jener Zeit zum Großpriorat gehörenden Spitals überliefert.
Wenzel Joachim Cejka von Olbramowitz (Václav Jáchym z Olbramovic) (1744–1754)
Im 18. Jahrhundert waren die Großpriore um die Industrialisierung der Stadt bemüht. Als Großprior Wenzel Joachim Cejka feststellte, dass die hiesigen Strumpfmacher qualitativ hochwertige Ware herstellten, berief er Färber aus der Schweiz nach Strakonitz. Diese lehrten die Strumpfmacher, ihre Strümpfe farbbeständig rot einzufärben, womit die Strümpfe an Wert gewannen und zu einer gern gekauften Ware wurden.
Joachim Cejka nahm auch die Neugestaltung des Schlosses und dessen Umgebung in Angriff. Er ließ die vor kurzem erbaute Residenz neu ausstatten und ihren Saal mit Malereien schmücken. Im Burggraben ließ er einen Park und westlich vom Schloss eine Fasanerie anlegen. Ihm hatte die Stadt den gegenüber dem Schlosstor liegenden Steg über den Fluss Volyòka zu verdanken.
Während seiner Regentschaft wurde auch unterhalb des Hügels Srpská eine Wallfahrtskirche errichtet. Über deren Gründung sind mehrere Legenden im Umlauf. Sicher ist jedoch, dass die Otava im Jahre 1718 aus ihren Ufern trat und das Wasser die hölzerne Kalvarienberg-Statuengruppe von der alten Flussbrücke mit sich fortriss. Ein Teil davon, die Statue Mariä Schmerzen, wurde später am Flussufer von einem Bezdìkover Bürger gefunden, der sie auf seinem Feld unterhalb des Hügels Srpská aufstellte. Seither wurde dieser Ort von Menschen auf der Suche nach Hilfe und wundersamer Heilung aufgesucht. Für die Opfergaben ließ die Obrigkeit im Jahre 1748 sogar eine Kasse aus Blech anbringen. Von diesem Geld und den Zuschüssen des Besitzers der Herrschaft, Wenzel Joachim Cejka, wurde eine große steinerne Kapelle errichtet und im Jahre 1749 fertiggestellt. Ein Jahr später wurde sie geweiht.
(Michael Ferdinand von Althan) Michael Ferdinand z Althanu (1769–1789)
1771–72 entstand die Ansiedlung Podsrp. Es wurde hier eine barocke, von einem dreiflügeligen Ambit umgebene und den sieben Schmerzen Mariens geweihte Wallfahrtskirche errichtet (1770–74). Die Kosten für die Kirche trug Graf Althan höchstselbst. Das Dekret zur Pfarreigründung erließ er am 7.01.1772. Im gleichen Jahr erreichte die Pestepidemie in der Stadt ihren Höhepunkt. Sie forderte 424 Menschenleben, was fast ein Viertel der damaligen Bevölkerungszahl ausmachte.
1789 errichtete der Orden in der Straße Bezdìkov das Spital des Hl. Johannes des Täufers.
Umgebaut und erweitert wurde auch die Kirche des Hl. Wenzel in Lom.
1784 wurde die Verteilung des Honigbreis an Arme auf der Strakonitzer Burg eingestellt, da diese Art der Wohlfahrt nicht mehr dem Geiste der Zeit entsprach. Als Ersatz hinterlegte der Orden 213 Gulden in der Armenkasse. Von den Zinsen sollten Mittellose beschenkt werden. Auch der Großprior, Graf Althan, selbst gründete mit 8000 Gulden eine Armenstiftung.
Josef Maria Colloredo Wallsee (1791–1810)
Während seiner Amtszeit war der Zustand der Burg bereits derart schlecht, dass nach 1800 der viereckige Turm bis zu seinem unteren Teil abgerissen und mit dem benachbarten Palast gemeinsam unter einem Dach eingedeckt werden musste.
1792 übergab der Großprior der Stadt das Kapital zur Gründung einer Hauptschule mit einer sog. Präparanda, einer Einrichtung zur Ausbildung zukünftiger Lehrer.
Auch ließ er eine Inspektion in der Johanniter Herrschaft durchführen und das verhältnismäßig umfangreiche Johanniter Archiv aufarbeiten. Archivschriften berichten ebenfalls über einen sehr bedeutsamen Gast, der auf der Strakonitzer Burg verweilte. Im Jahre 1800 besuchte Kaiser Franz I. höchstselbst Strakonitz.
Othenius Lichnowski von Werdenberg (Othenius Lichnowski z Werdenberka) (1874–1887)
Zu Beginn der 70er Jahre veränderte sich das Aussehen des Dubovec genannten Burgvorplatzes gänzlich. Der Fabrikant Stein ließ direkt neben dem Schloss einen prunkvollen Palast mit zwei Stockwerken erbauen, der auch heute noch hier steht. Um dem jüdischen Fabrikanten keinen Einblick in seine Residenz zu gewähren, ließ Großprior Othenio Lichnowski 1871 eine hohe blinde Mauer mit einem zylinderförmigen Turm errichten, die von den Leuten Trotzbastion genannt wurde. Beim Bau der Straße in Richtung Pracejovice in den Jahren 1935–37 wurden sowohl die Mauer als auch der Turm abgerissen. Aus der Zeit dieses Großpriors stammt auch der Park im ehemaligen Burggraben.
Im 19. Jahrhundert verpflichtet sich der Malteserorden zu Sanitätshilfeleistungen auf den damaligen Kriegsschauplätzen. Es werden Militärlazarette gegründet und Lazarettzüge zusammengestellt.
Die Gründung der ÈSR (Tschechoslowakischen Republik) beschleunigte den Niedergang der 700 Jahre andauernden Herrschaft der Johanniter im Gebiet Strakonitz. Im Zuge des Beschlagnahmungsgesetzes von 1919 und der ersten Bodenreform musste der Orden 1925 den Großgrundbesitz Strakonitz mit drei Höfen, einer Mühle, einer Ziegelei und einer Brauerei veräußern.
Neuzeitliche Geschichte
Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Objekte des Großpriorats Böhmen im Areal der Strakonitzer Burg requiriert. Dabei handelte es sich um die Kirche des Hl. Prokop und das Dechaneigebäude. Dieses Unrecht wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder rückgängig gemacht.
1990 leitete das Großpriorat Böhmen Verhandlungen mit dem Bistum Budweis über die Möglichkeiten der Rückgewinnung der genannten Immobilien ein. 2008 wurde unter Zustimmung des Bischofs von Budweis, Msgre. Jiøí Païour, ein Schenkungsvertrag zugunsten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens – Großpriorat Böhmen abgeschlossen. Das Großpriorat Böhmen wurde so nach mehreren Jahrzehnten wieder zum Eigentümer seiner historischen Besitztümer.
Gegenwärtig befindet sich das Burgareal im Eigentum dreier Subjekte. Der größte Teil (mehr als die Hälfte), einschließlich der Burghöfe, ist in Besitz der Stadt Strakonitz, der kleinere Teil (ca. ein Viertel) gehört dem Bezirk Südböhmen. Die kirchlichen Objekte besitzt die Römisch-katholische Pfarrgemeinde Strakonitz und Schlossspeicher ist Eigentum einer Privatperson.
Archäologische Untersuchungen in 2006
Das Ende des Jahres 2005 und insbesondere das Jahr 2006 waren für die neuzeitliche Geschichte der Burg von besonderer Bedeutung, denn es wurde eine umfangreiche Rekonstruktion in Angriff genommen, auf die die Burg bereits seit mehreren Jahrzehnten gewartet hatte.
Die Abdeckarbeiten wurden von archäologischen Ausgrabungen begleitet. Obwohl im Areal bereits in der Vergangenheit archäologische Nachforschungen vorgenommen worden waren, wurde einem Großteil des Burghofs bisher keine Beachtung geschenkt. Die Ausgrabungen wurden vom Museum des Mittleren Otavagebietes unter der Leitung des Archäologen Dr. phil. Jan Michálek sichergestellt. Zum Einsatz kam auch die sog. Schachbrett-Methode, d. h. die Burghöfe wurden in 4 x 4 m große Quadrate aufgeteilt, die per Hand bis auf den Felsuntergrund (Tiefe 0,2 – 2 m) abgetragen und sondiert wurden.
Die archäologischen Untersuchungen brachten unerwartete Entdeckungen zutage. In einer Tiefe von etwa einem halben Meter unter der Erdoberfläche wurden die steinernen Grundmauern eines mittelalterlichen Objekts entdeckt. Der Fund stammt etwa aus dem 14. – 15. Jahrhundert. Die Untersuchungen wurden vom Turm Rumpál aus in Richtung Kapitelhaus durchgeführt. Nach der Untersuchung wurden die Quadrate umgehend der Firma Strabag übergeben, um die Verzögerung der Bauarbeiten zu vermeiden.
Am 16. Juni 2006 wurden die Untersuchungen auf dem II. Burghof in dessen Südteil definitiv abgeschlossen.
Am 03. Juli wurde vom Turm Rumpál in Richtung Kapitelhaus mit der Verlegung einer neuen Rundsteinpflasterung begonnen.
Bei den archäologischen Untersuchungen im Südostteil des II. Burghofes (in der Nähe des Museumseingangs) wurde im Felsen auch ein runder ausgemeißelter Brunnen mit einem Durchmesser von ca. 2,5 m entdeckt. Eine Probebohrung ergab eine Tiefe von ca. 12,5 m und einen Grundwasserstand von 4,5 m unter Burghofniveau.
Beim Austausch der Kanalisation und Wasserleitungsanschlüsse auf dem I. Burghof stieß die Firma im Ostteil auf eine Skelett-Begräbnisstätte aus dem 12. Jahrhundert, die im Laufe der Bauarbeiten, wie bereits im Voraus angenommen, zum Teil abgedeckt werden musste. Von den Archäologen wurde alles dokumentiert, die Bronzegegenstände wurden zum Bestandteil der Museumssammlungen.